Elke Weidle ist eine von neun hauptamtlichen Betreuerinnen im Altenzentrum Korntal. Sie schildert, wie sie und ihre Kolleginnen die Zeit mit Corona erleben.
Unsere Hauptaufgabe ist die soziale Unterstützung der Senioren. Von den 75 Bewohnern in drei Wohnbereichen kennen wir alle persönlich. Uns ist wichtig, das tägliche Leben so anregend wie möglich zu gestalten. Dazu gehört die „Bunte Stunde“, Gymnastik, gemeinsames Singen und Spielen oder einmal pro Woche ein Kaffeekränzchen. Das normale Programm passen wir jetzt den Auflagen entsprechend an. Samstagvormittags sind wir für die Andacht verantwortlich. Zurzeit sind wir wegen Corona auch sonntags im Einsatz.
Viel Zeit nehmen wir uns für Einzelgespräche. Oft fragen Bewohner, die sich nicht mehr gut erinnern können: „Wann kommen denn meine Angehörigen wieder?“ Manche vermissen ihre Familien schmerzlich. Wir versuchen, so viel wie möglich davon aufzufangen. Mit einzelnen Bewohnern gehen wir in den Garten, besonders jetzt im Frühjahr. Die Hausleitung hat ein zusätzliches Handy beschafft, mit dem wir Kontakt nach draußen herstellen können. Sich über einen Bildschirm mit den Kindern oder Verwandten zu unterhalten ist für viele gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber jeden Tag besser.
Viel Positives erleben wir im Umgang miteinander: Mit den Pflegekräften, den Mitarbeitenden in der Verwaltung, dem Hausmeisterteam. Auf unsere Hausleitung Frau Zimmermann, Frau Neufer, Frau Gaißmaier und Frau Stratmann sind wir wirklich stolz, wie sie diese Krise meistern und sich für „ihre“ Bewohner einsetzen! Solche Rückmeldungen hören wir ebenfalls von Angehörigen. Auch in der Öffentlichkeit schaut man wohlwollend auf uns. Das tut gut, dass wir einmal so bewusst wahrgenommen werden. Neulich haben wir von einem Wochenmarktverkäufer ganz viele Rosen geschenkt bekommen – natürlich mit dem gebotenen Abstand. Die konnten wir freudestrahlend in den Bewohnerzimmern verteilen. Das war ein echtes Highlight!
Als gläubiger Mensch merkt man, dass Gott sich schützend um uns stellt. Mich persönlich trägt mein Konfirmandenspruch durch diese anspruchsvolle Zeit: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen.“ Oft weiß ich ja nicht, was mich erwartet, wenn ich in ein Zimmer gehe. Gibt es ein Problem? Muss ich Trost spenden? Ist jemand bedrückt oder krank? Dass ich alle diese Ungewissheiten Gott hinlegen kann, ist für mich eine große Entlastung. Auch von der Brüdergemeinde fühlen wir uns unterstützt. Die Geschwister tragen manche Last mit. Man spürt, dass viele Menschen für uns beten.
Ich hoffe, dass Corona bald vorbei ist und wieder einigermaßen Normalität einkehrt. Für die Zeit danach wünsche ich mir, dass der wohlwollende Blick, den viele jetzt auf uns richten, anhält. Vielleicht kann Corona das Bewusstsein füreinander stärken, dass wir mehr aufeinander achten und füreinander sorgen. Wir haben nett gestaltete Briefe von Jugendlichen aus der Jugendhilfe und der Johannes-Kullen-Schule bekommen. Es tut gut, dass die verschiedenen Generationen etwas füreinander tun. Das ist eine wichtige Brücke zwischen Jung und Alt.