Aus der langjährigen Begleitung alter Menschen weiß Bettina Klenk: Oft sind es kleine Augenblicke, die einen großen Unterschied bewirken. Und oft braucht es nur wenig Aufwand, damit Lebensmut und Freude im Alltag wieder einziehen.
Bettina Klenk ist eine Frau im besten Alter, 59 Jahre, freundliches Wesen, ein warmes Lächeln. „Ich werde einmal Krankenschwester“ wusste die heutige Wohnbereichsleiterin schon früh. Eine Tante, selbst Krankenschwester, hatte diesen Wunsch in ihr als Kind geweckt.
Und nach einem Praktikum war klar: „Das ist mein Weg!“ Nach der Ausbildung zur Krankenschwester in einer diakonischen Gemeinschaft arbeitete sie zunächst auf einer Intensivstation im Robert-Bosch-Krankenhaus, anschließend auf der Inneren Abteilung, auch in leitender Funktion. Dann kamen die Kinder, zwei inzwischen erwachsene Töchter, und eine berufliche Neuorientierung nach der Elternzeit.
Ein Herz für die Menschen
Das neugebaute Altenzentrum in Korntal wurde Bettina Klenks neue Wirkungsstätte. Zuerst arbeitete sie in Teilzeit, dann lockte die Aufgabe als Wohnbereichsleitung. Frau Klenk liebt ihren Beruf: pflegerische Aufgaben, die Organisation vielfältiger Tätigkeiten, das Zusammenspiel im Team.
Aber ihr Herzschlag gehört den Menschen, allen voran den Bewohnern und deren Angehörigen. Alle Betreuten sollen bestens versorgt sein, ihr Wohlbefinden steht an erster Stelle. Damit dies gelingt, braucht es allerdings mehr als gute Pflege und gelingende Organisation, davon ist Frau Klenk überzeugt. Nötig sind Zeit, Einfühlungsvermögen und ein ehrliches Interesse an den Bedürfnissen jeder und jedes Einzelnen.
Ein altes Foto, ein süßer Gruß
Eine von ihr betreute Dame liebt es, wenn man ihr ein Buch vorliest. Eine andere isst gerne Schokolade und strahlt, wenn sie einen „süßen Gruß“ erhält. Ein dritter Bewohner, früher von Beruf Fotograf, blüht auf, wenn sie gemeinsam seine Fotografi en anschauen.
„Wenn man etwas von der persönlichen Lebensgeschichte des Betreuten weiß, hilft das ungemein in der Begegnung. Dann habe ich eine Ahnung davon, was dem Gegenüber wichtig ist, was ihn geprägt hat und für ihn wertvoll ist. So kann ich meine Betreuung individuell gestalten.“
Andiamo: Gehen wir!
Häufig sind es kleine Momente, die zählen; Augenblicke, die für den Bewohner, aber auch für die Begleiterin den Unterschied machen. Wie z.B. bei dem dementen älteren Herrn, der nach einem Sturz nicht mehr aufstehen will und nur noch selten redet. Frau Klenk weiß, dass er mehrere Sprachen fließend spricht, unter anderem Italienisch. Auch wenn er sich an vieles nicht mehr erinnert, die Fremdsprachen beherrscht er noch. Als er eines Morgens wieder einmal nicht aufstehen möchte, lächelt sie ihn freundlich an, hakt ihn unter und sagt aufmunternd „Andiamo!“ („Gehen wir!“). Ihr Lohn ist ein Lächeln, das sich auf das Gesicht des Mannes zaubert, und seine Bereitschaft, ihrer Aufforderung zu folgen.
„Andiamo“, antwortet er mit dem Charme eines Italieners, lässt sich aufhelfen und dreht mit ihr eine Runde durch den Garten. Was für kostbare Augenblicke